Newsnational Freitag, 11.10.2019 |  Drucken


Aiman Mazyek (links) Vors. des ZMD und Innenminister Horst Seehofer (rechts) in der Synagoge Halle
Aiman Mazyek (links) Vors. des ZMD und Innenminister Horst Seehofer (rechts) in der Synagoge Halle

ZMD bekräftigt Forderung nach Schutz von Moscheen und Religionsgemeinschaften

ZMD besucht nach rechtsextremen und antisemitischen Terroranschlag in Halle Synagoge und Tatort

In der heutigen Pressemitteilung des ZMD e.V. über den Terroranschlag an der Synagoge in Halle am 09.10.2019 heißt es:

Der Vorsitzende des Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman A. Mazyek, drückte bei seinen Besuchen nach dem antisemitischen Anschlag in Halle in der Neuen Synagoge in Berlin noch am gleichen Tag und gestern in der Synagoge in Halle seine Solidarität und Anteilnahme gegenüber den jüdischen Gemeinden Deutschlands aus.
„Wir lassen in diesen schweren Stunden unsere jüdischen Geschwister nicht alleine, wir halten zusammen und werden keinen Millimeter gegenüber dem rechten Terror zurückweichen“, sagte Mazyek. Er besuchte zudem gestern auch den Imbissbesitzer in Halle, wo der Terrorist einen weiteren Deutschen erschoss, nachdem er zuvor eine Frau vor der Synagoge willkürlich tötete, nachdem er nicht in die Synagoge eindringen konnte, um ein Blutbad anzurichten.

Der Terror in Halle erinnert stark an rechte Terroranschläge der jüngsten Vergangenheit in der westlichen Welt (Christchurch, Pitzburg u.a.): Symbole jüdischen bzw. muslimischen Lebens als Anschlagsziele werden gewählt, militärische Bewaffnung und Montur nebst Helmkameras für perfide Livestreams und krude Manifeste, welche nur so vor Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit strotzen.

"Laut Innenminister gibt es derzeit 24000 (!) Rechtsextremisten, davon sind 12.000 militant.", so Mazyek.


ZMD Vorsitzender Aiman Mazyek mit den Überlebenden Imbiss-Mitarbeitern am Tatort

ZMD Vorsitzender Aiman Mazyek mit den Überlebenden Imbiss-Mitarbeitern am Tatort
Heute, zum muslimischen Freitagsgebet, werden viele Muslime in den Moscheen des ZMD für die Opfer des Terroranschlages in Halle beten, zur Solidarität mit der jüdischen Gemeinde unseres Landes aufrufen und ihr Mitgefühl und Anteilnahme mit den Hinterbliebenen der Opfer Ausdruck verleihen. Hierzu sagte Mazyek weiter: „Es dürfen keine Anschläge mehr wie in Halle passieren, es dürfen nicht noch mehr Menschenleben zum Opfer des Terrors fallen. Der Staat muss sich wehrhaft zeigen, für die Sicherheit seiner Bürger sorgen, für die Sicherheit der Gotteshäuser sorgen und die Unversehrtheit aller Religionsgemeinschaften gewährleisten und schützen.“

Der ZMD bekräftigte dabei seine Forderung, dass der Staat den Schutz aller Gotteshäuser, auch der Moscheen gewährleisten muss. Mazyek weiter: „Unsere Kinder, unsere Familien und unsere Gemeinden leben in Angst. Viele gehen deshalb nicht mehr in ihre Moscheen. Allein in Halle war unsere Gemeinde mehrfach Angriffsziel von Anschlägen in den letzten Jahren, es wurde gar zweimal auf sie geschossen. In Punkto Sicherheit ist danach nichts geschehen.“

Nach dem Terroranschlag in Christchurch hat der Berliner Innensenator angeordnet, zum Freitagsgebet Polizeistreifen von den größeren Moscheen zu platzieren. „Wir haben das damals als einen ersten und wichtigen Schritt begrüßt, andere Bundesländer müssten jetzt in diese Richtung schnell nachziehen“ so Mazyek weiter. Seit Monaten bekommen Moscheen Bombendrohungen, seit Jahren steigt die Zahl der Anschläge auf Moscheen stetig, ganz zu schweigen von den Morddrohungen gegen muslimische Repräsentanten. Die erst seit zwei Jahren erfassten Daten über Vorfälle muslimfeindlicher Straftaten bestätigen dieses erschreckende Bild.


Aiman Mazyek vor der Synagoge im Interview-Gespräch

Aiman Mazyek vor der Synagoge im Interview-Gespräch
"Jahrelang wurden Menschen in Deutschland mit muslimischem oder ausländischem Hintergrund ermordet (#NSU). Seit Jahren erleben wir Anschläge auf Moscheen. Seit Jahren werden Repräsentanten der Muslime bedroht und mit Mordaufrufen überhäuft. Seit Monaten bekommen zig Moscheen in Deutschland Bombendrohungen. Wie lange will der Rechtssaat das so mitansehen? Was soll noch alles passieren?

Wir haben das Versagen im NSU-Terror hinter uns, der islamfeindliche Mord an Marwa El-Sherbini im Dresdener Gerichtssaal mit schriftlicher Ankündigung, Blood and Honor, Combat 18, NSU 2.0, Falko A. in der Bundeswehr, Todeslisten, auf die der ZMD beispielsweise auch steht, hunderte verurteilte rechtsradikale Straftäter, die sich der Strafverfolgung in Deutschland entzogen haben und wir haben vor allen Dingen in den letzten Monaten mehrfache Aufdeckungen durch Kommissar Zufall, was Munitionslager und unerlaubten Waffenbesitz bei Neonazis angeht.
Laut Innenminister gibt es derzeit 24000 (!) Rechtsextremisten, davon sind 12.000 militant.", so Mazyek.         

Zudem muss der Anschlag von Halle in einem globalen rechtsterroristischen Kontext eingeordnet werden. Von Andres Breiviks zweifachem Terroranschlag in Oslo, über den Anschlag auf die Al-Nur-Moschee in Christchurch, den Anschlag auf die Synagoge in Pittsburgh, den in Poway auf ein Einkaufzentrum in Al-Paso, wo der Täter ein krudes antimuslimisches Manifest hinterließ bis zu dem versuchten Terroranschlag auf die Moschee in Oslo nach dem Vorbild Neuseelands und den rechtsextremistischen Mord an Kassels Politiker Lübcke.

„Wer dies leugnet, handelt nicht grob fahrlässig, sondern vorsätzlich. Halle ist eine Katastrophe mit lange vorangegangen Ansagen: Dem ‚NaziSpeech‘ im bürgerlichen Gewande, dem vorherrschenden Antisemitismus und der Muslimfeindlichkeit, dem Rassismus gepaart mit rechtsextremistischer Gewalt. Dies muss nun spätestens nach Halle allen klar sein“, so der Zentralratsvorsitzende abschließend.










Berlin, 11.10.2019 




Ähnliche Artikel

» Anschläge auf Moschee in Bielefeld und Berlin: Polizei geht von Brandstiftung aus
» Deutschland, wo bleibt deine Empörung?
» Rede des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zum ersten Jahrestag des Anschlags in Halle
» 11.10.2019 - ZMD zum Terroranschlag in Halle - Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde, Sicherheit für Gotteshäuser und Bekämpfung des Rechtsextremismus
» „Nicht mehr wegschauen“

Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Die Große Moschee in Duschanbe (Tadschikistan) ist das größte Gotteshaus in Zentralasien
...mehr

Film-Besprechung: "In Liebe, eure Hilde" - Dresens neuer Film erzählt eine tragische Geschichte aus der NS-Zeit auf der Berlinale 2024
...mehr

ZMD-Landesverband Rheinland-Pfalz in Staatskanzlei mit anderen muslimischen Religionsgemeinschaften: Kein Generalverdacht und: „Jüdisches und muslimisches Leben sind ein integraler Bestandteile des Landes"
...mehr

Daniel Barenboim mit DAG-Friedrich II von Hohenstaufen-Preis geehrt
...mehr

Buchkritik: "Faschismus" von Paul Mason – Von Aiman A. Mazyek
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009